Callisto

[121] Callisto (Gr. M.), die schönste der Jungfrauen in Arcadien, aus Nonacris, einer Stadt, welche ihrer Mutter Nonacris den Namen dankte, und des Lycaon. Sie verschmähete die Geschäfte der Weiber; gleich den Männern führte sie Wurfspiess und Pfeile, und zog an der Seite der kühnen Diana, deren Liebling sie war, zur Jagd. Einst hatte sie ermüdet im dunklen Walde den Bogen abgespannt und ihr schönes Haupt auf den bunt bemalten Köcher gelegt, als Jupiter in Diana's Gestalt sich ihr nahete, die Arme überraschte und seinen Wünschen unterwarf. Ovid erzählt, wie sie beschämt der wahren Diana kaum zu nahen wagte, wie dann Arcas ihr Sohn geboren ward, und Juno voll Zorn herabstieg vom Himmel, bei dem Lockenhaar die Arme ergriff, zur Erde warf und in eine Bärin verwandelte; wie nach fünfzehn Jahren ihr eigener Sohn, ein muthiger Jäger, sie zu erlegen im Begriff war, als Jupiter den Arcas, so wie seine Mutter, an den Himmel versetzte. Juno, ihre Rachsucht nicht vergessend, stieg nochmals zur Erde und bat den Oceanus und die Tethys, den Beiden zu wehren, dass sie die ermatteten Glieder in des Meeres Fluth badeten, daher diese Gestirne niemals untergehen. Dieselben stehen sehr kenntlich am nördlichen Himmel. Der grosse Bär, im Munde des gemeinen Mannes der Himmelswagen genannt, in welchen C. verwandelt wurde, ist besonders durch sieben Sterne zweiter und dritter Grösse ausgezeichnet, wovon Viere in einem unregelmässigen Viereck, und Dreie in einer leicht gekrümmten Linie nahe an dem Viereck stehen, und eben den Wagen mit der Deichsel bilden, während sie nach der andern Auffassung den Schweif und den Rücken des grossen Bären einnehmen. Der kleine Bär, das Gestirn, in welches Arcas verwandelt wurde, hat gleichfalls vier Sterne in einem mehr regelmässigen Rechteck, und drei Sterne im Schweif, von denen der letzte der Polarstern ist.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 121.
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