Huitzompan

[259] Huitzompan (Mex. Rel.), ein Gebäude zur Aufbewahrung der Hirnschädel geopferter Gefangenen. Jede grössere Stadt des mächtigen Reiches hatte dergleichen aufzuweisen; das bei dem grossen Tempel zu Tenochtitlan hiess H. Es bestand aus einer hundert und fünfzig Fuss langen und fast eben so breiten Erhöhung, nach Art einer Pyramide schräg aufwärts gehend, doch bei zwanzig Fuss Höhe schon in eine grosse Plattform endend. Diese war rundum mit schlanken, thurmhohen Baumstämmen bepflanzt, welche durch eine grosse Menge dünner Stäbe verbunden waren, welche alle Todtenköpfe aufgespiesst trugen. An den vier Ecken standen mächtige Thürme, mit Kalk aufgemauert, aus lauter Todtenköpfen zusammengesetzt, so dass das Ganze eine schauerliche Veste des Todes bildete. Den Schädeln gemeiner Krieger wurde die Haut abgezogen, die der Vornehmem aber wurden mit Haut und Haaren getrocknet. Die Ordnung der Schädel und ihre Menge ward von den Priestern immer sorgfältig gleich erhalten, zu welchem Behuf[259] stets hinlänglich viele frische Köpfe in Bereitschaft gehalten wurden, um die alten, verwitterten, zu ersetzen.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 259-260.
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