Phoenix [2]

[380] Phoenix (Aegypt. M.). Von diesem Wunderthier erzählt uns Herodot Folgendes: »Auch ist ein anderer Vogel mit Namen Ph. heilig, den ich indessen nicht sah, als nur im Bilde, wie er denn auch sehr selten (nach Aussage der Bewohner von Heliopolis nur alle 500 Jahre) einmal kommt, und zwar immer nur, wenn sein Vater gestorben ist. Er ist, wenn er dem Bilde gleicht, das man von ihm hat, von Gefieder theils goldfarbig, theils roth; am meisten ist er wohl dem Adler an Grösse und Form gleich. Wenn sein Vater gestorben sei, sagt man, mache er aus Weihrauch ein Ei, so gross er es zu tragen vermöge; dessen Gewicht erprobe er, dann höhle er es aus, bis sein Vater hinein gehe, dann stopfe er die Oeffnung wieder mit so viel Weihrauch zu, dass es das frühere Gewicht habe, und dann trage er dasselbe nach Heliopolis in Aegypten, wo es denn begraben wird; so sagen sie, was sie mich aber nicht glauben machen werden!« Andere gaben an, dass er alle 500 Jahre aus Indien nach Aegypten komme, sich dort einen Scheiterhaufen aus lauter Zimmt und wohlriechendem Holz errichte, sich darauf verbrenne und dann wieder aus seiner Asche erstehe, entweder, indem er sich aus einem Wurm entwickele, oder, indem sein Nest, dem er Zeugungskraft mitgetheilt, ihn wieder gebäre. Es scheint dieser fabelhafte Vogel ein Symbol der Aegypter für einen grossen astronomischen Zeitumlauf gewesen zu sein; von dort ist er als Symbol der Ewigkeit in's Abendland gekommen, so dass selbst alte christliche Schriftsteller sich dieses Bildes oft ohne Anstoss bedient haben.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 380.
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