Cöslin

Cöslin darf eine Thorheit thun, und darf sie auch bezahlen.

Zur Zeit der Reformation lebte dort ein katholischer Barbier, der eines Tages zu viel trank und sich zur Störung des Gottesdienstes mit einem Glase Branntwein in der Hand und einer quakenden Ente unter dem Arme in die Kirche hineindrängte. Darüber geriethen die Cösliner in solche Entrüstung, dass sie ihn in einen Sack näheten und lebendig ersäuften. Sie mussten wegen dieser That nicht allein 4000 Gulden bezahlen, sie erhielten auch den Namen Sacksöfers deshalb. Sie haben aber auch noch andere Spitznamen gehabt. So sagte man Horsa Cöslin, weil sie einmal gegen ihren Landesherrn Bogislaf X. zwar einen muthigen, aber unbesonnenen Angriff gemacht hatten. Man schimpfte sie dann auch wieder Musum Cöslin, oder Mus Cöslin, weil ihr Bürgermeister Heidenreich ihnen den Rathsschatz mausete und damit nach Lübeck entwich, der lübecker Rath aber den Schatz mit Beschlag belegte und davon einen festen Thurm baute, den man dort Musum Cöslin nannte. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, 7.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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