Ehrbar

[732] 1. Ehrbar und fromm dringet durch die Wolken, das andere muss zurückbleiben.Simrock, 1842.

Ein Deutscher des 17. Jahrhunderts bemerkt hierbei: »Ehrbar und fromm sind jetzt dermassen verachtet, dass kein Bauer, viel weniger ein Bürger mehr ehrbar und fromm heissen will. Das Ehrbare ist gar zu gering, obschon vordem die Bischöfe ehrbare Fürsten genannt worden, auch altförmisch, altfränkisch und altväterisch. Das Frommsein aber macht, dass man für einen einfältigen, abgeschmackten Mann bei der heutigen Welt passiren muss. Es will daher fast ein jeder gern ein gescheiter, raffinirter, verschmitzter und durchtriebener Kopf sein.«

Lat.: Honestus et pius penetrat per nubes, reliqui remanebunt. (Pistor., I, 20.)


2. Ehrbar und stolz ist neunmal stolz.Simrock, 1841.


*3. Ehrbar wie eine Töpferschürze.


*4. He is so êrbar as en Drêlingslicht. (Holst.)

Drêling, kleine holsteinische Silbermünze von 3 Pfennig. – Von einem steifen Ungeselligen.

*5. Se is so ehrbar, as eene Huslüde Brut. Eichwald, 214.


[Zusätze und Ergänzungen]

*6. Ehrbar wie eine blecherne Töpfermütze. Frischbier, I, 686.


*7. He is so ihrbaar as 'ne Kratzbösst. (Mecklenburg.)


*8. Ich bin ehrbar, wie mein seliger Grossvater. Frischbier, I, 688.

Scherz zur Bemäntelung eines nicht ganz angemessenen Lachens.


*9. So ehrbar wie unser lieber Herrgott selbst.

Fries.: So uasküsh (auch: so jarbaar) üüsh leewer Good salaw. (Johansen, 29.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1213.
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