Merk

[635] 1. Marck und Melde wassen byd' im Velde. Pflücke Marck und lat Melde staen, so kanstu wol mit Luyden umgaen.Bützower Ruhestunden, XXII, 76.

Lat.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. (Schiller, II, 30a.)


2. Marx vnd Melde wächst auff einem Felde, ropff Marx vnnd lass Melde stahn, so magst mit allen Leuten gahn.Petri, II, 472; Lehmann, II, 405, 71; Simrock, 6998; Körte, 4242; Körte2, 4302; Braun, I, 2695.

Gar liebliche Einkleidung des Gedankens: Beobachte, merke, bemerke viel, aber rede wenig; sei besonders kein Zuträger. Dieser Spruch befindet sich auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster in folgender Form: Merck und melde wassen in dem velde; breck merck und laet melden staen, so machstu mit der werlt umbegaen. Das Manuscript rührt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts her und befindet sich auf dem münsterschen Provinzial-Archiv. – In ähnlicher Fassung führt Pauli (213) den Spruch an mit der erklärenden Hinzufügung, d.i.: Audi audienda, vide videnda et tace tacenda. Der Grund aber, warum man Mark, alter Name für Sellerie (Apium graveolens) pflücken und Melde stehen lassen soll, wenn man mit Leuten wohl umgehen will, findet sich in Hort. San., C. 6, wo es heisst: »Merck, sa et genuttet, maket eynen wol rukenden munt. Darvmme we mit vörsten effte mit heren spreken wil, de schal to voren Merck bruken in der kost.« Im Harze: Merck und Melle, die wasset im Felle; pflücke Merk, lât Melle stahn, sau magst' mit allen Lüden gahn. (Lohrengel, I, 510.)


*3. Dichter (näher) an das Merk kommen. (Pennsylvan.-deutsch.)

Die Sache genauer treffen, der Wahrheit näher kommen. Im Morgenstern (Doylestown, Pennsylvanien, vom 17. Juli 1850) heisst es: »Du hast nicht ganz die halbe Wahrheit gesagt; probir's noch einmal, vielleicht kommst du das nächste mal dichter an das Merk«.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 635.
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