Pappendeckel

* Der Herr von Pappendeckel.

Spottname des grossen Pädagogen Vincenz Eduard Milde, den, einen Buchbinderssohn aus Brünn, Kaiser Franz im Jahre 1832 zum Erzbischof von Wien ernannte. Der hohe Adel, in dem Wahne lebend, hohe Kirchenpfründen seien sein Vorrecht, sah sich durch den bürgerlichen Nachfolger des Grafen von Hohenwart zurückgesetzt und bezeichnete deshalb Milde mit obigem Namen. Dem Kaiser kam die Sache zu Ohren und er fragte einst die Geburtsaristokraten: »Könnt ihr Apostel machen?« Sie verneinten es. Er sprach: »Ich auch nicht; aber das werdet ihr mir zugestehen, dass ich Fürsten machen kann.« Alle bejahten es, und er fuhr fort: »So wisset denn, dieser Milde ist ein Apostel und ich habe ihn zum Fürsten erhoben, zum Fürst-Erzbischof von Wien; was sagt ihr dazu?« Sie verneigten sich alle tief. (Friedländer, Wochenblatt, 1877, Nr. 489.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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