Die vierundneunzigste Fabel. Von zweien Gesellen und dem Beren. Zwen gsellen kamen zu einander Und wolten beid zusamen wandern, Schwuren einander rechte treu Mit eides pflicht on alle reu, Zu leiden beide tod und leben Und was Gott und ...
Die fünfundsiebzigste Fabel. Vom Bischof und einem Lotterbuben. Zum bischof kam ein lotterbub ... ... wer eins pfennings wert, Würd er mir nicht von euch beschert.« Die fabel tut gar weidlich strafen Die geistlich, bischof, mönch und pfaffen, ...
Die siebzigste Fabel. Von einem Reuter und seinem Pferd. Ein reuter het ein schönen gaul, War lüstig, freudig und nit faul. Zu dem kauft er ein andern gorren, Band in zu jenem an den barren Und pflag im baß ...
Die neunundfunfzigste Fabel. Vom Krametvogel und der Schwalben. Der krametvogel rümt sich ser Und rechnets im zu großer er, Wie er kundschaft und wonung halben Freundlich geschwetzet mit der schwalben, Welch im het globt und zugesagt, So fern ...
Die fünfundsiebzigste Fabel. Vom Weideman und einer Wachteln. Ein weidman lang den wachteln pfeift, Biß er zuletsten ein ergreift. Die seufzet und sprach: »Lieber weidman, Ich bit, wöllest mich leben lan, So wil ich dir das angeloben, ...
Die vierunddreißigste Fabel. Von Vögelen und vierfüßigen Tieren. Es ist geschehn auf eine zeit, Die vögel hetten einen streit Mit den vierfüßigen tieren. Es wolt kein teil den streit verlieren, Wiewol auf beiden seiten war Mü, angst, ...
Die achtundachtzigste Fabel. Wie ein Man sein Weib zu hüten gab. Es het ein man ein junge frau, Die must er warten gar genau; Drumb ließ ers selten auf die gaßen, Denn sie den hund pflag hinken laßen. Einst ...
Die sechsundzwanzigste Fabel. Vom Geizigen und seinem Geltsack. Ein wuchrer het bei seinen tagen Vil gelt und gut zusamen gschlagen. Da er zum letsten sterben solt, Ließ er ein großen sack mit golt, Welchs er mit sünd gewunnen het, ...
Die dreiundvierzigste Fabel. Von schönen und ungestalten Bäumen. Beinander wuchsen in eim wald Vil bäum gar schön und wolgestalt, Hoch, daß mans kont absehen kaum. Daneben stund ein kleiner baum, Ungleich, knorrecht, an ästen rauch, Den ...
Die fünfundsechzigste Fabel. Von der Schnecken und den Fröschen. Es warn vil frösch in einer lachen, Daselb teten sich frölich machen Mit schreien, hupfen, schwimmen, fließen. Das sahe ein schneck; es tets verdrießen, Straft die natur, ...
Die einundsechzigste Fabel. Vom reichen Man und seinem Knechte. Es het ein reicher man ein knecht, Der war einfeltig und ganz schlecht, In allen sachen gar unendig Und auszurichten unverstendig. Derhalb sein herr war ungeschlömig, Nennt in allzeit ...
Die siebenunddreißigste Fabel. Von der Schlangen und einer Feilen. In einer werkstatt lag ein feile: Ein schlang ersahs, lief zu mit eile, Biß drein und gunt daran zu nagen: Des lacht die feil, sprach: »Laß dir sagen, ...
Die zweiundsechzigste Fabel. Vom Schafhirten und den Ackerleuten. Es hüt ein knab auf einer wisen, Ließ seine schaf und ziegen bisen. Scherzweis rief er drei oder vier: »Der wolf, der wolf komt jetzt dorther!« Das gschrei horten die ...
Die zweiundsechzigste Fabel. Von einer Witwen, eins Mans begirig. Ein reiche witwe gieng einst hin Und bat ir nehste nachbeurin Und sprach: »Ir seht, wie meine hab Von tag zu tag nimt immer ab; Darumb ich mich des ...
Die sechsundvierzigste Fabel. Wie ein Hund ward zu Gast geladen. Sein freund ein man zum eßen lud, Wie ein nachbaur dem andern tut; Sprach: »Wolt doch komen zu der stund!« Da lud sein hund des andern hund, Daß ...
Die vierundsiebzigste Fabel. Von einem Knaben und dem Scorpion. Beim weg ein kleiner knabe gieng Im sommer und die grillen fieng, Spielt mit muscheln und kleinen schnecken Und griff die grüne heuschrecken. Da fand er auch ein scorpion, ...
Die zweiunddreißigste Fabel. Von einer Frauen und einer Hennen. Ein arme witwe het ein hun, War all ir vih, hielt vil davon, Mit ganzem fleiß dieselben hegt, Drumb daß all tag ein ei ir legt. Gedacht: du wilt ...
Die achtzehnte Fabel. Von der Nachtigall und dem Sperber. Es sang die liebe nachtigall Auf eim baum, daß im wald erschall, Auf einer buchen singen tet, Da sie ir nest mit jungen het. Dasselb ein sperber ward gewar, ...
Die dreiundfunfzigste Fabel. Vom alten Man, der den Tot fordert. Als ein alter man zu seim schaden Im wald auf seinen rücken gladen Von dorrem holz ein schwere last, An eine wid zusamen gfaßt, Wolts heim tragen ein langen ...
Die achtundzwanzigste Fabel. Von etlichen Hanen und einer Spree. Es het ein bürger etlich han Zusamen in ein korb getan, Dazu kauft er im noch ein spren Und tet sie zu denselben zwen. Sie bißen in, denn er war ...
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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