Sechszigstes Sonett. Nie war ich, Donna, müd', um euch zu minnen, Noch werd' ich's seyn, weil ich am Leben bleibe; Vom eignen Haß doch nun an's Land ich treibe, Und Unlust bringt der Thränen endlos Rinnen. ...
Vier und siebenzigstes Sonett. Ich bin des Harrens nun so müd', umrungen Von all des Wehs endlos feindsel'ger Nähe, Daß Hoffnungen und Wünsch' ich all' verschmähe Und jede Fessel, die mein Herz umschlungen. Doch hat das schöne Antlitz mich ...
Im Alter Ich bin so müd, so herbstesschwer Und möcht am liebsten scheiden gehn. Die Blätter fallen ... ... mich vergaß, Ich wuchs in Dankbarkeit für dich. Ich bin so müd, so herbstesschwer Und möcht am liebsten scheiden gehn, Doch, brauche ...
Fluch Wenn es Dich aufreißt, denk daran. . . ... ... gedenk daran. Vergiß es nicht, wo Du auch ruhst, Wo müd Dein Haupt sich hingeneigt In Heimat fremd, Verlangen schweigt – Wie ...
Schwül Das Leben schwankt durch Nebelgrau Mit Flügeln müd und bleiern ... Wohin ich hellen Auges schau, Nur Spuk von Dunst und Schleiern. O bräche, bräche doch einmal – Sonst wird mein Blick noch blöde – Ein wilder ...
Der Herbst So komm, du wilder West, und sing ... ... Todes! Und reiß aus meinem Herz des Sommers Freuden, reiß sie gleich müd gewordenen Blättern ab, auf daß mein Fuß sie raschelnd von sich stoße. ...
In der Fremde Schon bin ich müd zu reisen, Wärs doch damit am Rand! Vor Hören und vor Sehen Vergeht mir der Verstand. So willst du denn nach Hause? Ach nein, nur nicht nach Haus! Dort ...
Sommernacht Nun laßt uns wieder preisen Die große prächtige Sommernacht ... ... schweren Feuertrank! Nun laßt uns wieder jubeln! Wir sind ja gar nicht müd und krank. Nun laßt uns wieder dichten Den wildesten tollsten Bacchantengesang! ...
An Wien (als das Gerücht ging, ich schriebe einen Hannibal) Willst du von Hannibal ein Lied? Bin ich denn sein noch Meister? In deinen Mauern ward er müd, Du Kapua der Geister!
Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der ...
Das Mütterchen Ein altes Mütterchen kam, müd vom Tragen, – Sie trug von Fallholz wohl die schwerste Last – Den Weg daher, den jüngst wir eingeschlagen Zu Waldeswirtschaft und Erfrischungsrast. Sie wünschte freundlich, trotz der Rückenplagen, Uns: »Guten Tag, ...
Schlummer Dies Eine laß mir, dunkler Geist der Nacht, dies Eine laß mir: Schlummer, bis zum Ende, – wann müd ich mich von Tag und Menschen wende, traumlosen Schlummer, der vergessen macht. Des Lebens Tag ist spielend überwunden; doch wenn das ...
Nur Vergessen Diese Wangen, diese bräunlich bleichen, Dieses dunkle ... ... dicht und schwer gezogen; Dieser Wimpern nachtgefärbter Samt; Dieser Leib, so müd zurückgebogen; Diese Hände, weich und glutdurchflammt! – Aus dem Herzen ...
Am Rhein ob Ragaz Winde kühl die Höh bestreichen Ob des jungen Rheines Land, Weiße Wolkenflöckchen schleichen Müd an grauer Felsenwand. Tal hat überwölkt sich leise, Höchste Kuppe sacht ...
Frieden Ich flüchte aus dem Marktgedränge, Das mich zu Tod hat müd gemacht, In deine traumumlaubten Gänge, In deine süße dunkle Enge, O schattenscheue stille Nacht! Das Trostgeschmiege deiner Schleier Deck um dies angstverzehrte Herz, ...
Reis-Abendlied Nach der Singweise: Jesu! der Du meine Seele, ... ... du Arbeitstille Nacht! Nun der Mond hat angeglommen, Nun der Tag mich müd gemacht. Komm, erquicke meine Glieder, Gib mich mir durch Ruhe ...
Stille Liebe Könnt' ich dich in Liedern preisen, Säng ... ... Lied, Ja, ich würd' in allen Weisen Dich zu singen nimmer müd. Doch was immer mich betrübte, Ist, daß ich nur immer ...
Nacht Des Parkes weite Räume Umflort die stille Nacht; ... ... Stern; Verstummt ist schlummertrunken Das Leben nah und fern. So müd', so nachtumfangen, So lautlos bist auch du, Als wärst du ...
... leuchtet und blüht, Das wonnige Leben, nicht werd' ich es müd! Ich lausche den Rhythmen der rauschenden Welt, Die klangvoll am ewigen ... ... mir noch fruchtet und trägt, Das wonnige Leben, nicht werd' ich es müd, Der Baum meiner Freude, nicht sei er zersägt!
Elegie Jüngst schaute von Tages Lasten Ich müd in den Abend hinein, Die glühenden Strahlen verblaßten In milden Mondenschein; Und hoch am Himmelsbogen, Aus Dämmrung tauchend empor, Kam friedlich angezogen Der Sterne goldner Chor. Mit ...
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Nach einem schmalen Band, den die Droste 1838 mit mäßigem Erfolg herausgab, erscheint 1844 bei Cotta ihre zweite und weit bedeutendere Lyrikausgabe. Die Ausgabe enthält ihre Heidebilder mit dem berühmten »Knaben im Moor«, die Balladen, darunter »Die Vergeltung« und neben vielen anderen die Gedichte »Am Turme« und »Das Spiegelbild«. Von dem Honorar für diese Ausgabe erwarb die Autorin ein idyllisches Weinbergshaus in Meersburg am Bodensee, wo sie vier Jahre später verstarb.
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Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
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