Vier und siebenzigstes Sonett.

[150] Ich bin des Harrens nun so müd', umrungen

Von all des Wehs endlos feindsel'ger Nähe,

Daß Hoffnungen und Wünsch' ich all' verschmähe

Und jede Fessel, die mein Herz umschlungen.

Doch hat das schöne Antlitz mich bezwungen,

Das ich gemahlt im Herzen trag' und sehe,

Wohin ich schau; drum zu dem alten Wehe

Fühl' ich mich wider Willen hingedrungen.

Da irrt' ich, als der Freyheit alt Geleise

Mir abgeschnitten war und rings entschwunden;

Denn Heil nicht bringt, was sich das Aug' erwählet.

Da rann in's Unglück frey und ungebunden

Die Seele, die nach fremder Macht Geheiße

Nun ziehen muß, weil einmahl sie gefehlet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 150.
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