• Vorwort

Vorwort.

[1] Dieses historische »Philosophen-Lexikon« ist ein neues, selbständiges Buch, zugleich aber auch ein, von vielen Seiten gewünschtes, Ergänzungswerk zu meinem im gleichen Verlage erschienenen »Wörterbuch der philosophischen Begriffe« (3. Aufl., 3 Bde., 1910), mit dem zusammen es nun ein vollständiges philosophisches Lexikon bildet.

Während das »Wörterbuch« die einzelnen philosophischen Begriffe und Ausdrücke erklärt und sie mit den chronologisch-sachlich geordneten Definitionen der Philosophen belegt, geht das vorliegende Lexikon von den Philosophen selbst aus und bringt ihre Systeme, Lehren, Standpunkte in ihrem eigenen Zusammenhange zur möglichst objektiven Darstellung. In der Regel werden zunächst die wichtigsten biographischen Daten (soweit sie notwendig und zu ermitteln waren) angeführt; hierauf folgt gewöhnlich eine Charakterisierung des Philosophen oder seiner Richtung; sodann werden seine Lehren dargestellt oder sein Standpunkt gekennzeichnet, in der Weise, daß sich neben einer großen Zahl mehr oder weniger ausführlicher Artikel auch kurze und – zwecks Ergänzung der Bibliographie – auch noch einige finden, die vorläufig nur Daten und Literaturangaben enthalten, aber doch erwünscht sein werden. Die Darstellung der Lehren der Philosophen erfolgte möglichst auf Grund ihrer eigenen Werke und vielfach mit Anführung von Stellen1 daraus, teilweise natürlich auch mit Benutzung von Monographien und anderen Hilfsquellen (Noack, Ueberweg-Heinze, Erdmann, Zeller, Siebert u. a.). Den Schluß jedes Artikels bildet die Aufzählung der Schriften des Philosophen (zum Teil[3] auch von Zeitschrift-Abhandlungen); dazu kommen noch vielfach Nachweise ausgewählter Literatur Über den betreffenden Autor. Nach Möglichkeit wird auch angegeben, von welchen Denkern die Philosophen beeinflußt sind und welche Schüler und Anhänger sie selbst haben. Kurz, es findet sich wohl alles, was man in einem solchen Hand- und Nachschlagebuch suchen kann.

Indem der Verfasser sich tunlichster Gedrängtheit der Darstellung befleißigte und überall das Wesentliche hervorhob, wurde es ihm nicht nur möglich, die klassischen und andere bedeutende Denker relativ ausführlich zu behandeln, wodurch besonders dem Bedürfnisse der Studierenden Rechnung getragen wurde, sondern auch moderne in- und ausländische Autoren in größter Anzahl zu berücksichtigen, sowie endlich auch Vertreter von Grenzwissenschaften (Soziologie, Biologie, Pädagogik, Theologie, Jurisprudenz, Physik usw.), soweit sie für die Philosophie Bedeutung haben, anzuführen. Zusammenfassende Artikel wie Gnostiker, Sophisten usw. sollen hauptsächlich nur zur Kenntlichmachung der wichtigeren Mitglieder der betreffenden Schulen dienen.

Die Verteilung des gewaltigen Stoffes auf einen einzigen, wenn auch stattlichen Band, bot nicht geringe Schwierigkeiten, und so wird man gewiß Nachsicht Üben, wenn hier und da ein Artikel im Verhältnis etwas zu kurz oder zu lang ausgefallen ist, oder wenn sonst noch etwas vermißt wird. Es möge ferner beachtet werden, daß der Verfasser im Nachtrag am Schluß des Werkes noch eine Reihe Autoren, Schriften, Daten usw. anfahrt, die aus diesem oder jenem Grunde noch nicht im Texte enthalten sind. Eine absolute Vollständigkeit der Daten war freilich nicht zu erzielen. Der Verfasser darf wohl hoffen, daß man über die Mängel, von denen ein solches Werk bei seinem ersten Inslebentreten kaum ganz frei sein kann, nicht die Menge des Gebotenen und das Ausmaß des selbständig Erarbeiteten Übersehen wird.

Deckt sich auch der Stoff des vorliegenden Lexikons erklärlicherweise im wesentlichen mit demjenigen großer philosophiegeschichtlicher Kompendien – wobei hier aber doch auch manches Neue gebracht wird – so hat doch auch die lexikalische Anordnung ihre besonderen Vorzuge; vor allem den, daß die Darstellung jedes Philosophen für sich allein, nicht als Mitglied einer Gruppe, seine Lehren oft scharfer und geschlossener hervortreten und daß diese Darstellung, indem sie Wertungen, Klassifizierungen, Einordnungen u. dergl. möglichst vermeidet, den Eigenwert jedes Denkers[4] bestehen läßt. Ein mehr äußerlicher, aber doch bedeutsamer Vorteil ist die Übersichtlichkeit und das schnelle Zurechtfinden, die jedes lexikalische Werk gewahrt und die es zu einer Ergänzung jeder anderen Behandlungsweise desselben Gebietes machen. So durfte das Werk wohl geeignet sein, dem Studierenden bei der Repetition der Philosophiegeschichte, dem Lehrenden als Hilfsbuch, dem Bibliothekar, Schriftsteller usw. als Nachschlagebuch, dem Laien zur Erleichterung bei der Lektüre philosophischer Autoren zu dienen; dem Fachmann werden auch die Daten und Literaturangaben willkommen sein, die er hier schnell auffinden kann.

Für Mitteilungen von Daten u. dergl., Berichtigungen, Einsendung von Publikationen, deren Verwertung jedesfalls späteren Auflagen zugute kommt, spricht der Verfasser schon jetzt seinen Dank aus.

Möge das Werk die gleiche günstige Aufnahme finden, die das »Wörterbuch der philosophischen Begriffe« erfahren hat.

Wien, Frühjahr 1911.

Der Verfasser.[5]


Außer neu erschienenen Schriften der im Texte angeführten Verfasser enthalten die Nachträge und Ergänzungen noch eine Reihe von Daten, Autoren usw., die teils früher noch nicht benutzt werden konnten, teile der im Laufe der Arbeit als nützlich erschienenen Erweiterung des Rahmens entsprechen.

1

Weitere Stellen- und Seitenangaben aus den Originalwerken der Philosophen findet man im »Wörterbuch der philosophischen Begriffe«, worin der Verfasser auch seine eigenen Anschauungen darlegt. Vgl. auch dessen »Kritische Einführung in die Philosophie« (Berlin, 1905).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. I1,VI6.
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