Der Knabe und die Datteln.

[90] Karl aß, so wie die meisten Knaben,

Die Datteln für sein Leben gern,

Und um derselben mehr zu haben,

Pflanzt er sich einen Dattelkern

In seines Vaters Blumengarten.

Der Vater sah ihm lächelnd zu[90]

Und sagte: »Datteln pflanzest du?

O Kind, da mußt du lange warten,

Denn wisse, dieser edle Baum

Trägt oft nach zwanzig Jahren kaum

Die ersten seiner süßen Früchte!«

Karl, der sich dessen nicht versah,

Hielt ein, und rümpfte das Gesichte.

»Ei,« sprach er endlich zum Papa,

»Das Warten soll mich nicht verdrießen;

Belohnt die Zeit nur meinen Fleiß,

So kann ich ja dereinst als Greis,

Was jetzt der Knabe pflanzt, genießen.«

Pfeffel.

Quelle:
Adelfels, Marie von: Des Kindes Anstandsbuch. Stuttgart [1894], S. 90-91.
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