Rosenkranz-Gebrauch.

[250] Der Rosenkranz ist eine Schnur, an der sehr viele Korallen oder andre Kügelchen von verschiedner Größe angereiht sind, und an deren Ende ein Kreuz hängt. Die Katholiken beten darnach bekanntlich ihr Ave Maria und Pater noster; ersteres jedes Mal bei den kleinern, letzteres bei den größern Kügelchen, die sie der Reihe nach abzählen. (Es sind nämlich 15 Mal 10 Ave Maria und jedes Zehend mit einem Pater noster unterschieden). Der Rosenkranz entstand aus dem ziemlich eben so eingerichteten Paternoster, welches zu Ende des 11ten Jahrhunderts erfunden, und zu Anfang des 13 von Dominicus de Gusmann, Stifter der Dominicaner, erweitert und mit mehr Kügelchen zum Behufe des Gebets versehn wurde, auch durch ihn diesen Namen erhielt. Papst Gregor XIII. stiftete 1573 das Rosenkranz-Fest zum Andenken des 1571 bei Lepanco gegen die Türken erhaltenen Sieges, den man der Kraft des Rosenkranzes zuschrieb. – Allein wir treffen [251] den Rosenkranz nicht bloß unter Christen, sondern auch bei den Nichtchristen, besonders in Asien, wo er gleichfalls die Anzahl der zu haltenden Gebete bestimmt, auch fast eben diese Gestalt hat, nur mit Ausnahme des Kreuzes. So dienen z.B. die Rosenkränze den Verehrern der Lamaischen Religion in Tibet und unter den Kalmucken, so wie ihren Priestern, zur Norm ihrer Gebete und Gesänge, und auch die Türken halten dieselben sehr hellig. Bei den letztern werden sie aus heiliger Erde von Mecca und Medina gemacht, und bestehn aus 99 kleinen Kugeln, die alle zusammen drei besondere kurze Gebete anzeigen, deren jedes drei und dreißig Mal wiederholt werden muß.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 250-252.
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