Zwölftes Kapitel.

Der Zoologische Garten.

[81] Dies Kapitel ist ein negatives. Es handelt nämlich von einem Neustädter Manko (nicht »Mungo«, der ein mir nahestehender Hundsaffe war und leider an einem zur Unzeit verzehrten Kommißbrot den Heldentod starb).

Der Neustädter Tiergarten fehlt leider im Adreßbuch. –

Das Manko ist um so bedauerlicher, als es von Mangel an Familiensinn zeugt und den Unteroffizieren der hiesigen Garnison bei ihrem beschwerlichen Handwerk (fast hätte ich gesagt »Maulwerk!«) jede Vergleichsmöglichkeit raubt. Vergebens lassen sie die gerungenen Vorderflossen Umschau halten nach einem zoologischen Ausdruck, den sie einem talentlos klimmziehenden Rekruten verpassen könnten. Woher die schmückenden Beiwörter nehmen, wenn statt des mit Recht zu erwartenden Zoologischen nur ein elendes Manko da ist?

Denn das ist nun mal so, Kriegsgenossen – der Gründer von Neustadt hatte in einem Anfall von heftiger Zahnkolik die Anlegung des Tierparks seiner Waschfrau übertragen, aber die alte Vettel hat in ihrer Faulheit die Sache unterschlagen und sich für das erhaltene Geld nur einen Riesenaffen nebst einem Angorakater (am[82] anderen Morgen) gekauft. Als es zu spät war, sah man den Heringssalat, konnte aber weder mit dem abgelegten Äffen, noch mit dem Kater der Alten großen Staat machen, zumal die Kasse leer war, und das alte, noch nicht ganz nüchterne Weib mit unflätigen Redensarten um sich schmiß.

So fiel also der Plan ins Wasser, worauf man ihn mit Mühe herauszog, abtrocknete und als Ersatz (schon damals Ersatz!!) eine kleine Maikäferzucht anlegte. Aber noch heute fluchen alle Liebespärchen und Kindermädchen Neustadts jener versoffenen Waschfrau, und ich muß mich ihnen anschließen, indem ich dies ganze Kapitel zurücknehme. –

Wer von Euch, Kampfgenossen, nun wissen will, wie man sich einem Zoologischen Garten gegenüber verhält, der kaufe sich den großen Brehm auf Abzahlung; wer sich aber nur mal einen ansehen will, der lasse sich von Hagenbeck eine Ansichtskarte schicken, oder noch einfacher – laßt Euch von Eurer Braut eine Zucht von Mehlwürmern oder sonstigen wilden Tieren mit in die Ehe bringen!

(Vorsicht vor Drachen und falschen Katzen!)

Quelle:
Engelhardt, Wilhelm: Kleiner Knigge für heimkehrende Sieger nebst kurzer Instruktion über die Heimat. Berlin 1918, S. 81-83.
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