Alraunschlafbeere

[34] Alraunschlafbeere, Atropa mandragora L. [Zorn pl. med. Tab. 208.] ohne Stengel, mit einblumigen Blumenschäften, ist eine mehrjährige Pflanze, welche im südlichern Europa, wiewohl auch in Rußland einheimisch ist, und im Februar weißröthlich blühet.

Die großen eiförmig lanzetförmigen und dunkelgrünen Blätter (fol. mandragorae) von betäubend stinkendem Geruche sind ehedem äusserlich aufgelegt worden, um entzündete oder auch skrophulöse Geschwülste zu zertheilen, und erstern die Entzündung und zugleich die Schmerzen zu benehmen. Ihre jetzt nicht mehr gebräuchliche Anwendung verdient fernere Versuche.

Die Wurzel (rad. mandragorae) dieser narkotischen Pflanze, welche dick, von aussen braungrau, innerlich weißlich, von bitterm scharfem, ekelhaftem Geschmacke, und stinkendem kopfeinnehmendem Geruche ist, ward ehedem, aber nur von heroischen Aerzten, vorzüglich aber die Rinde derselben, in Konvulsionen und Fallsucht, auch in Hysterie und Wechselfiebern zu zehn bis zwanzig Gran in Substanz, auch als Extrakt und in einer Tinktur gegeben. Einen Weinaufguß[34] davon gaben sie vor der Ablösung eines Gliedes.

Aeusserlich hat man in ältern und ganz neuern Zeiten die ganze Wurzel, vorzüglich aber ihren kräftigern Theil, die Rinde, auf verschiedene Weise, vorzüglich aber als einen Breiumschlag aufgelegt, und bei entzündeten und skrophulösen Geschwülsten sehr zertheilend und entzündungswidrig befunden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 34-35.
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