Auster

[77] Auster, Ostrea edulis L. die Schalen sind ziemlich rund, und ungleich, die eine ist flach und glattrandig; aussen liegen die Erhabenheiten hohlziegelartig, wellenförmig. Dieser bekannte Schalenwurm wohnt in den europäischen Meeren, und wird am wohlschmeckendsten da, wo sich Mündungen großer Flüsse ergießen, angetroffen. Man schätzt die englischen und welche man Groenbaerties nennt, am meisten.

Die frischen Austern, oder vielmehr das kleine, wohlschmeckende, gallertartige Thier zwischen den beiden Schalen läßt man in England Schwindsüchtigen und Entnervten roh als eine Kräfte unterstützende, Verdauung befördernde, nährende, Schärfe einwickelnde Arznei genießen.

Am häufigsten aber sind in der Arznei die (äusserlich runzlichten und gleichsam gestrieften) Austerschalen angewendet worden, theils roh und gereinigt zu Pulver gerieben in Fällen einer krankhaften Säure des Magens, theils gebrannt und mit Wasser aufgelöst als Kalkwasser (dem man den Namen Austerschalenwasser beilegt), theils zu andern pharmazeutischen Absichten, wozu man eine reine Kalkerde, aus der diese Schalen größtentheils bestehen, nöthig hat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 77.
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