Bachbungenehrenpreiß

[79] Bachbungenehrenpreiß, Veronica beccabunga L. [Zorn pl. med. Tab. 202.] mit Blumentrauben, welche an den Seiten hervorkommen, mit eirunden, platten Blättern und kriechendem Stengel, eine bekannte mehrjährige auf niedrigen feuchten Plätzen, vorzüglich an Quellen, welche Winters nicht zufrieren, häufige Pflanze, welche vom Frühling bis Herbstblau blüht.

Des ausgepreßten Saftes vom frischen Kraute (herb. beccabungae), welches jung fast gar keinen Geschmack und Geruch hat, im Alter aber einen kreßartigen Geruch und bittern Geschmack erlangt, hat man sich von jeher häufig als eines scharbockwidrigen Mittels bedient, und wie man ziemlich undeutlich sagte, das Blut zu reinigen. Die ihm überdem beigelegten Tugenden beruhen, soviel an ihnen wahr ist, sämmtlich auf seiner nicht sehr starken antiskorbutischen und harntreibenden Kraft.

Es wird selten mehr allein verordnet, gewöhnlich nur mit andern scharbockwidrigen Kräutern zum Safte ausgepreßt, zu welchem Behufe man dann die ältern Pflanzen, als die kräftigern, auszuwählen hat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 79.
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