Bärlappkolbenmoos

[81] Bärlappkolbenmoos, Lycopodium clavatum L. [Zorn pl. med. Tab. 54.] mit fadenförmigen, zerstreut stehenden Blättern und runden, gestielten, zu zwei beisammensitzenden Blüthenähren, ein in sandigen Wäldern an unwegsamen Orten zwischen Steinen befindliches Moos, welches mit seinen vielästigen dünnen, langen Stengeln weit umher kriecht, und im Juli seine Kätzchen trägt.

Das Kraut (herb. musci clavati), welches keinen Geruch, und[81] nur einen schwachen Geschmack hat, ist in ältern Zeiten in mancherlei sehr widersprechenden Krankheiten ohne sichtbare Gründe gebraucht worden, und selbst das im Weichselzopfe bisher so sehr gerühmte Dekokt davon hat seine Heilkräfte durch die neuesten Erfahrungen nicht bewährt.

Der Bärlappstaub (sem. lycopodii), welcher aus den vom August bis September (besonders in Rußland) gesammelten walzenförmigen gelben Kolben, nach vorheriger Dörrung derselben, geklopft wird, ist ein sehr leichter, in seinen kleinsten Theilen kugelrunder, schwefelgelber Staub, ohne Geruch und Geschmack, welcher in der Destillation sich wie Wachs verhält, sich sehr glatt und lind anfühlt, sich nicht mit Wasser vereiniget, und in ein brennendes Licht gestreut, augenblicklich mit einer blitzähnlichen hellen Flamme entzündet.

Die dem innern Gebrauche dieses Pulvers ehedem zugeschriebnen schmerzstillenden und nervenstärkenden Kräfte sind höchst unwahrscheinlich, aber auf Stellen der Haut gestreut, deren Oberhäutchen abgerieben ist (Wundwerden, Frattwerden), ist es sehr dienlich, und ersetzt die Stelle desselben durch den schmeidigenden, glatten Ueberzug seiner feinen Theile auf eine unschädliche Weise.

Man bestreut die frisch bereiteten Pillen in der Apotheke mit diesem Staube, um das Zusammenkleben zu verhindern.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 81-82.
Lizenz: