Bauertabak

[93] Bauertabak, Nicotiana rustica L. [Blackw. Tab. 437.] mit gestielten, eirunden, glattrandigen Blättern und stumpflappigen Blumenkronen, ein aus Amerika stammendes Sommergewächs, welches in England an Miststäten gleichsam wild wächst, und seine kleinen schmuziggelben Blumen im August zeigt.

Seine klebrigen Blätter (fol. nicotianae rust. nicot. minoris) haben getrocknet einen betäubenden Geruch und einen beißend bitterlichen Geschmack. Sie werden seltner als der Virginientabak zur Arznei angewendet, dem sie übrigens an Kräften gleichen, nur daß der Bauertabak schwächer und weniger scharf ist.

Ueberall wo die thierischen Verrichtungen eingeschläfert und besänftigt, die Organen der natürlichen Verrichtungen aber, und zugleich das lymphatische System gereizt und in Thätigkeit gesetzt werden sollen, da ist sein Gebrauch so wie der des Virginientabaks äusserst kräftig. Vorzüglich wird der Tabak innerlich und äusserlich, als Rauch, in Pulver, im Aufguß und Extrakt zur Beförderung allerlei wässerichter Ausleerungen, des Lungenschleims, des Nasenschleims, des Speichels, des Harns und zur Entledigung des Magens und der Gedärme gebraucht, nur bedarf seine Anwendung Behutsamkeit.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 93.
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