Belladonnschlafbeere

[98] Belladonnschlafbeere, Atropa belladonna L. [Zorn pl. med. T. 21.] mit krautartigem Stamme und eiförmigen, glattrandigen Blättern. Die fortwährende, vier bis fünf Schuh hohe Pflanze wächst in Italien, in der Schweiz, Oesterreich, Thüringen, Schwaben und England auf thonicht steinichten Anhöhen am Fuße von Wäldern wild, und bei uns in Gärten, wo man die Kinder vor ihren schwarzen süßlicht säuerlichen, hinterher kratzenden, kirschenähnlichen Beeren zu hüten hat. Sie blüht im Heu- und Brachmonat.

Die Blätter (fol. belladonnae) sind geruchlos, von etwas adstringirendem, schärflichem Geschmacke, und in alten Zeiten blos äusserlich als ein zertheilendes, schmerzstillendes Mittel gebraucht worden. In Italien braucht man ein Wasser davon als Schönheitsmittel; daher der Name belladonna.

In allen Zufällen von allzugrosser Reizbarkeit und Beweglichkeit des Nervensystems im Veitsdanz, Epilepsie, Wasserscheu u.s.w. sind sie, nebst der noch stärkern, eben so schmeckenden, dicken, langen, knotigen Wurzel (rad. belladonnae)[98] mit großer Behutsamkeit gebraucht, das vorzüglichste bekannte Heilmittel, und alle Fälle des Gegentheils wollen nicht viel beweisen.

Eben so sind sie, nebst der noch kräftigern Wurzel in skirrhösen Verhärtungen aller Art, selbst in einigen Arten von Krebs eine unsrer besten Arzneien.

Man giebt Kindern einige, Erwachsenen aber 5 bis 16 Gran in Pulver.

In allzu starker Gabe führt sie an die Pforten des Todes. Ein Brechmittel und ein starker Aufguß von Koffee ist das beste Gegengift.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 98-99.
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