Berberitzsauerdorn

[103] Berberitzsauerdorn, Berberis vulgaris L. [Zorn pl. med. Tab. 86.] mit traubenförmigen Blumenbüscheln, eirunden stumpfen, feingezahnten, und mit Stacheln versehenen Blättern. Dieser im Mai und Brachmonat blühende, acht bis zehn Schuhe hohe Strauch wächst in buschichten Anhöhen.

Die Wurzel (rad. berberidis), welche holzig und ästig ist, und oben in der Erde hinkriecht, ist unter dem braunen Oberhäutchen schön gelb, riecht, wenn sie frisch ist, stark, wie das Holz des Vogelbeerspierlings, und schmeckt ausnehmend bitter. Sie besitzt ausserdem nicht wenig zusammenziehende Theile.

Im Aufgusse purgirt die Rinde gelind, und stärkt hintennach. Sie scheint nach Bergius des fernern Gebrauchs würdig. Zur Befestigung des Zahnfleisches, gegen die Mundschwämmchen und gegen Scharbockgeschwüre im Munde hat man sie mit Vortheil als Gurgelwasser gebraucht, so wie auch innerlich gegen den Scharbock. Die Schrunden der Brustwarzen bestreut man mit dem feinen Pulver der Wurzelrinde nicht ohne guten Erfolg.

Die Rinde des Strauchs (cort. berberidis) ist ebenfalls gelb unter der Oberhaut, schmeckt sehr bitter, ist aber geruchlos. Man hat sich ihrer zu gleichen Absichten, wie der Wurzel, bedient. Die Rinde der letztern ist nur kräftiger.

Die schönrothen länglichten Beeren (baccae berberidis) enthalten einen röthlichen sehr sauern Saft, welcher nach den Erfahrungen der Neuern größtentheils aus Aepfelsäure bestehen soll, und etwas abstringirendes hat. Roh oder eingedickt (Rhob, succus berberum) giebt er verdünnt ein sehr vortheilhaftes Getränk im Scharbock, im Faulfieber, im Gallfieber und der rothen Ruhr ab.

Die rothbraunen, länglichtrunden Samenkerne (sem. berberum) in den Beeren schmecken etwas widerlich, bitterlich und ein wenig zusammenziehend. Sie sind ehedem (wiewohl selten und unnöthigerweise) im weißen Flusse gebraucht worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 103.
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