Bernsteinöl, rektifizirtes

[109] Bernsteinöl, rektifizirtes, (ol. succini rectificatum). Das bei der Destillation des Bernsteins übergegangene dunkelfarbige Oel wird mit gebranntem zerfallenem Kalke und Wasser gemischt, nochmals, aber bei sehr gelindem Feuer, destillirt, und so das wohlriechende rektifizirte Bernsteinöl erhalten, wovon zwei Theile mit sieben Theilen rauchender Salpetersäure allmählig[109] verbunden, ein pomeranzenfarbiges, stark nach Biesam riechendes Harz geben, welches, nach gehöriger Aussüßung mit Wasser, den Namen künstlicher Biesam oder balsamisches Bernsteinharz (Moschus artificialis, Resina succini balsamica) führt.

Dieses Bernsteinöl unterscheidet sich vom natürlichen Bergöle vorzüglich dadurch, daß letzteres nach Schönwald bei der Vermischung mit starker Salpetersäure flüssig bleibt.

Es wird vor sich wenig, größtentheils nur mit ätzendem Salmiatgeiste vereinigt, zur Bereitung des Lucienwassers gebraucht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 109-110.
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