Blauschwertel

[133] Blauschwertel, Iris germanica L. [Zorn pl. med. Tab. 188.] mit bärtigen Blumen, wovon die untern gestielt sind, und vielblüthigem Stengel, welcher höher als die Blätter ist, ein auf Anhöhen in Deutschland und der Schweiz einheimisches Gewächs mit perennirender Wurzel, welches im Brachmonate seine dunkelblauen Blumen trägt.

Die in mehrern Knollen gelenkweise abgetheilte, unter der Erde hinlaufende, im Frühlinge gesammelte Wurzel (rad. ireos nostratis) ist dick, fleischig, äusserlich dunkelbraun, und inwendig weiß, frisch, von widrigem Geruche und bitterm, ekelhaftem, scharfem Geschmacke, getrocknet aber von Veilchengeruche, milderm Geschmacke und runzlicht.

Die Alten gaben als heftige Purganz eine halbe Unze und mehr von dem ausgepreßten Safte der Wurzel in der Wassersucht u.s.w. der unerträgliche Geschmack aber und die allzu heftige Wirkung mögen wohl gehindert haben, daß man ihren Gebrauch nicht beibehalten hat.

Diese Wurzel verliert durchs Trocknen fast alle ihre drastischen Eigenschaften, und soll dann blos noch harntreibend wirken. Zuverlässige Erfahrungen mangeln. Aus den blauen Blumenblättern bereitet man mit Kalkwasser die schöne Saftfarbe, das Lilgengrün.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 133.
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