Blutigel

[139] Blutigel, Hirudo medicinalis L. [Müller Würmer 1. 2.] ein länglichter, etwas platter, an beiden Enden stumpfer Wurm, der sich bis zu einer dreifachen Länge bis drei Zoll ausdehnen kann. Das Maul besteht aus zwei biegsamen Lefzen und einer dreieckigen Mündung mit drei scharfen Zähnen versehen, um beim Blutsaugen einzubeißen.

Der arzneiliche Blutigel ist schwärzlicht braun mit sechs gilblichen und dazwischen liegenden schwarzen, bogenförmig gekrümmten Streifen bezeichnet; am Bauche ist er feuerroth und grauschwärzlich gefleckt.

Man wählt diejenigen, welche in hellen, kiessandigen, schattigen, stillen Bächen zu finden sind, nicht aber die aus Teichen und Pfützen.

Sie werden in Gefäsen mit Fluß- oder Bachwasser angefüllt, worein gehörig freie Luft von aussen eindringen kann, an einem temperirten Orte aufbewahrt, und das Wasser öfters erneuert. Dieß ist zu ihrer Unterhaltung völlig hinreichend; man braucht sie weder mit Zucker, noch mit Blute zu füttern.

Man faßt die Blutigel mit Leinwand an, und setzt sie an Stellen, wo eine örtliche Blutausleerung erforderlich ist; sie erfüllen diese Absicht sehr zweckmäsig. Die Stelle muß vorher wohl gereinigt seyn, oder sie wird, wenn sie doch nicht ansaugen wollen, mit etwas Süßem bestrichen. Fallen sie nicht von selbst ab, so darf man sie nur mit etwas Salz bestreuen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 139.
Lizenz: