Braunstein

[152] Braunstein (Magnesium, Magnesia vitriariorum, Magnesia nigra), ein harter, zuweilen mulmichter, an den Händen schwarz abfärbender, dem rohen Spießglanz im Ansehn sehr ähnelnder mineralischer Körper von stahlgrauer, schwärzlichter oder röthlichter Farbe, von streifichtem Gewebe und etwa 4,000 spezifischem Gewichte; eigentlich der Kalk eines eignen sehr schwerflüssigen Halbmetalls, des Braunsteinkönigs, gewöhnlich mit Kiesel- und Kalkerde in verschiednen Verhältnissen vermengt.

Er unterscheidet sich von ähnlichen Körpern vorzüglich dadurch, daß er mit schmelzbarem Harnsalze durch die äussere weiße Flamme der Emaillirlampe zu einem purpurfarbnen Glase schmelzt, welches augenblicklich farbelos wird, wenn man die innere blaue Flamme darauf streichen läßt, daß er sich nicht in Salpetersäure vor sich auflöst, wohl aber leicht nach Zusatz von etwas Zucker, Honig, Gummi u.s.w. und daß er aus dieser und andern Auflösungen durch luftsaure Laugensalze zu einem weißen Pulver gefället wird, welches in der Hitze schnell schwarz wird.

Ausser seinen übrigen Eigenschaften, welche aus der Chemie zu ersehen sind, besitzt er folgende für die Pharmazie unentbehrliche, daß er vor sich in Destillirgefäsen erhitzt unter allen bekannten Körpern die meiste dephlogistisirte Luft (w.s.) von sich giebt, am meisten aber durch Zusatz gleicher Theile Vitriolsäure (auf diese Art hat man aus sechszehn Unzen 3384 Kubikzoll reine Luft gezogen), daß er die damit destillirte Salpetersäure am wohlfeilsten von der Vitriolsäure reinigt, und daß er die Salzsäure in Stand setzt, sich mit Weingeiste am vollständigsten und innigsten zu versüßen.

Seine Auflösung in Säuren sind bitter, und versprechen (bis jetzt noch unbekannte) Heilkräfte. Man hat ihn zur Vorbereitungskur bei Einimpfung der Rindviehseuche angewendet, aber ohne bestimmte Gründe.

Der für uns dienliche bricht am häufigsten im sächsischen Erzgebirge bei Annaberg, Johanngeorgenstadt und Eibenstock, auf dem Harze bei Ihlefeld, und in Thüringen bei Ilmenau. Den sonst so geschätzten piemontesischen (Perigordstein) können wir entbehren.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 152.
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