Eisenerze

[248] Eisenerze. Ausser dem Blutstein (w.s.) hat man noch andre Eisenerze, wiewohl thörichter Weise, als Arznei angewendet.

Der hessische Eisenvitriolkieß (Minera martis solaris, hassiaca) sind kuglichte Eisenkleßnieren (aus Eisen mit Schwefel vererzt) von bleischwärzlichter, etwas glänzender Farbe und Vitriolgeschmacke. Man findet sie unter der Dammerde bei Almerode.

Der Magnet (Magnes lapis), ein noch nicht völlig untersuchtes Eisenerz, welcher nächst einem sehr großen Antheile an zum Theil metallischem Eisen auch etwas weniges Schwefel, Thon u.s.w. enthält, und von matter grauschwarzer Farbe und körnigem Bruche ist. Seine Eigenschaft, sich nach den Erdpolen zu drehen, und Eisen an sich zu ziehen, macht dieß Erz merkwürdig, nicht aber der Umstand, daß man in alten Zeiten Gift aus dem Körper, und Pfeile aus Wunden ziehende Pflaster daraus zusammen zu setzen suchte.

Wo man zu chemischen und technischen Absichten die Eisen anziehende Kraft des Magnets bedarf, nimmt man bequemer künstlich magnetisch gemachte Stahlstäbe dazu.

Eisenocher (Ochra ferri, Ochra citrim), ein lockeres Eisenerz von gelber, rother und brauner Farbe, worin der Eisenkalk mit Thon und Kalkerde, auch wohl mit Braunstein vermengt ist. Der gelbe wird durchs Glühen roth. Er findet sich in geringer Tiefe in großer Menge, wird aber jetzt fast nie zur Arznei angewendet, da der Eisenrost keine Stelle weit sichrer ersetzt. Den von den eisenhaltigen Mineralwässern abgesetzten Eisenkalk nennt man gleichfalls Ocher (Ochra ferri pulverea lutea L.), er wird aber nur vom gemeinen Manne als Schlamm äusserlich als ein Hausmittel gebraucht, und für eine adstringirende und trocknende Substanz angesehn.

Die Eisenblüthe (Ferri flores) ist ein in den steyermärkischen Eisengruben ausblühendes, sehr weißes Eisenerz von stalaktitischer Form, mit Luftsäure vererzt, und mit 2/3 Kalkerde, vermuthlich auch Braunstein vermischt.

Es ist nicht bekannt, welchen Gebrauch man in der Arzneikunde davon macht, ungeachtet sie von dem würtemberger Apothekerbuche als gebräuchlich angeführt wird.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 248.
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