Flachssaite

[304] Flachssaite, Cuscuta europaea, L. [Zorn pl. med. Tab. 138.] mit vierspaltigen, stiellosen Blumen, eine einjährige, fadenförmige Schmarozerpflanze, welche bald, nachdem sie aus der Erde aufgegangen, sich um die benachbarten Sträucher und Pflanzen, besonders Wicken, Klee, Hopfen und Lein schlingt, und ihre Nahrung aus der Rinde dieser Gewächse mittelst vieler Saugwärzchen zieht, indeß ihre eigne Wurzel vertrocknet. Man findet sie häufig an Zäunen, wo sie im July ihre fleischfarbnen Blumenbüschel trägt.

Dieses Kraut (hb. Cuscutae, Cuscutae maioris), dessen dünne Ranken statt der Blätter nur hie und da kleine Schuppen haben, besitzt fast keinen Geruch, hinterläßt aber beim Kauen einen beisend kratzenden Geschmack hinten im Gaumen, und scheint reitzende und einschneidende Kräfte zu besitzen. Die Vorältern rühmten es vorzüglich zur Zertheilung der zähen Galle, gegen hypochondrische Melancholie u.s.w.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 304.
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