Fliegenblätterschwamm

[307] Fliegenblätterschwamm, Agaricus muscarius, L. [Kern. Schwämme Tab. 33.]. Dieser Schwamm, dessen Strunk am Grunde kugelförmig, und nebst den Blättchen und den auf dem blutrothen Hute sitzenden Warzen, weiß ist, wächst in Wäldern, und wird zu Anfange des Herbstes, zu Ende Augusts gesammelt.

Man nimmt nur den untersten Theil des Strunkes, welcher in der Erde steckt (stip. agarici muscarii), trocknet ihn in gelinder Wärme und hebt das auf dem[307] Reibeisen verfertigte Pulver in einem wohl verstopften Glase auf. Dieser Theil des stinkenden Schwammes, welcher Fliegen und Wanzen tödtet, und von den nördlichsten Völkern zur Erregung einer tollen Lustigkeit genossen wird, ist zu zehn und mehrern Granen gegen Zittern der Glieder, Fallsucht, Konvulsionen, und äußerlich und innerlich gegen Drüsenverhärtungen und daher rührende Geschwüre mit (noch mehr zu bestätigendem) Erfolge in neuern Zeiten versucht worden.

Der übrige Theil des Schwammes scheint wenigstens eben so kräftig zu seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 307-308.
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