Gartenfeigenbaum

[332] Gartenfeigenbaum, Ficus Carica, L. [Zorn pl. med. Tab. 479.] mit dreilappigen, unten rauhen Blättern, und glatten, gewundenen, mit einem Nabel versehnen Fruchtboden, ein in den südlichen und westlichen Gegenden von Europa, in Asien und den griechischen Inseln einheimischer, und daselbst ziemlich hoher Baum, der in unsern Gärten nur klein bleibt.

Die in den heißen Ländern wohl gereiften und an der Sonne getrockneten Feigen (caricae, ficus) kommen in Kistchen eingepackt zu uns. Es sind eigentlich die fleischigen Fruchtböden dieses Baums, welche die Blüthen innerhalb verschließen und an den größern Aesten zum Vorschein kommen.

Man hat gewöhnlich dreierlei Sorten im Handel, nämlich die Smyrnischen, welche groß, gelb und rund, die Genuesischen, welche groß, gelb und länglicht, und die von Marseille, welche nicht groß, aber gelb, rund, und von angenehmem, süßem Geschmacke sind. So wie sich die Feigen überhaupt nicht lange halten, so halten sich letztere am wenigsten; nur etwa ein Jahr lang. Sie sind einer Verderbniß unterworfen, wobei sich die Oberfläche mit einem Zuckerstaube überzieht, wie bei den Datteln, und jemehr dieser Ueberzug zunimmt, desto geschmackloser wird das Fleisch, und bitterlich.

Man muß deshalb die weichen, klebrigen, süßen, äußerlich mit keinem Zuckerstaube überzognen, sondern durchscheinenden Feigen (caricae pingues) wählen.

Die aus der Levante kommenden sind durch den Strich einer Art Gallinsekten (Cynips psenes, L.) zur geschwindern Reife gebracht (Kaprifikation) und im Ofen gedörrt, und deshalb trockner und weniger angenehm und süß von Geschmacke.

Die klein geschnittenen Feigen lösen sich in heißem Wasser fast gänzlich zu einem süßen Schleime auf, und man hat ihnen daher eine nährende, Schärfe einhüllende, schmeidigende und erweichende Kraft zugeschrieben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 332.
Lizenz: