Gartenraute

[334] Gartenraute, Ruta graveolens, L. [Zorn pl. med. Tab. 163.] mit doppelt zusammengesetzten Blättern, deren Blättchen lanzetförmig sind, und mit vierspaltigen Seitenblüthen, ein perinnirendes, strauchartiges, anderthalb Schuh hohes Kraut, welches im südlichen Europa wild wächst, und bei uns in Gärten im Brach- und Heumonat gelb blüht.

Das heftig beißend und bitter schmeckende, stark und fast widrig riechende Kraut (hb. rutae hortensis), welches wenig (etwa 1/400) ätherisches Oel in der Destillation giebt, weil es sehr auflöslich im Wasser ist, besitzt viel Kräfte, die von Reizbarkeit der Faser herrührenden Krämpfe, und die Hysterie zu mäßigen. Es ist sehr hitzig und treibt Schweiß. Aufgelegt soll es die Milch in den Brusten zurücktreiben. Es giebt 1/320 bis 640 an ätherischem Oele.

Die braunen, runzlichten, nierenförmigen Samen (sem. rutae hort.) haben ähnliche Kräfte; man rühmt sie noch überdieß gegen Spuhlwürmer, und gegen das Schlucksen von Magenerkältung, und Blähungen. Der Samen, noch mehr aber die Samenkapseln, geben ihr ätherisches Oel häufig von sich, welches hellgelb, von brennend scharfem Rautengeschmacke, und ähnlichem Geruche[334] ist; ungefähr 1/80 des Samengewichts.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 334-335.
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