Gelbenzian

[342] Gelbenzian, Gentiana lutea, L. [Zorn pl. med. T. 257.] mit gewöhnlich fünfspaltigen, radförmigen, doldenartigen Blumen, und scheidenartigen Blumendecken, ein auf vier Schuh hohes perennirendes Gewächs auf verschiednen Alpen, welches seine hellgelben Blumen im Heu- und Erndtemonate trägt.

Die lange, mehr als fingerdicke, braune, mit dichten ringförmigen Runzeln besetzte, inwendig schwammige, rothgelbe Wurzel (rad. Gentianae rubrae, maioris) hat getrocknet einen schwachen, dem Delphinium elatum, L. ähnlichen, Geruch, aber einen höchst bittern Geschmack, der weniger unangenehm ist als bei andern Bitterkeiten. Mit Wasser erhält man 3/8 bis 9/16 Extrakt von sehr bitterm Geschmacke, der Weingeist[342] giebt etwa 1/4 eines noch heftiger bittern, harzigen Auszugs von gelbröthlicher Farbe. Das davon bereitete Garayische Extrakt schmeckt anfänglich süßlicht, hintennach aber auffallend bitter. Durch die Destillation erhält man etwas bitteres ätherisches Oel.

In allen Fällen von Schwäche und Schlaffheit der Faser, von Schleim, Würmern, Skropheln, Wechselfiebern u.s.w., wo reine, von zusammenziehenden Wesen freie, erwärmende Pflanzenbitterkeiten angezeigt sind, verdient diese Wurzel den Vorrang; sie bringt den Blutlauf in Bewegung, und widersteht den Gährungen, insbesondere der Fäulniß.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 342-343.
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