Gewürzsafran

[352] Gewürzsafran, Crocus sativus, L. Var. α [Zorn pl. med. Tab. 151.] mit einschaliger, aus der Wurzel entspringender Blumenscheide, sehr langer Blumenkronröhre (und schmalen, am Rande zurückgerollten Blättern), ein perennirendes, im September gelb blühendes Zwiebelgewächs, welches auf mehrern Alpen einheimisch, in Niederösterreich längst der Donau von Ens bis St. Pölten in der besten Güte gezogen wird; sonst auch in der Levante, im Gatinois, in England, Italien, Portugal, Böhmen, Schlesien.

Der käufliche Safran (crocus) ist die aus den Blumen gezogne dreigetheilte glänzend dunkelrothe, oben weißlich gekerbte Narbe mit einem kleinen Theile des weißlichen Griffels, von schärflichem, eignem, bitterlich aromatischem Geschmacke und durchdringendem, weichlichem, betäubendem Geruche. Er giebt vom Pfunde anderthalb Quentchen im Wasser niedersinkendes, goldgelbes, ätherisches Oel von höchst starkem Geruche, und hat sich von jeher als ein erweichendes, Schmerz und Krampfstillendes, die Blutmasse überhaupt und die Blutgefäße des Unterleibes insbesondre erregendes Mittel berühmt gemacht, vorzüglich in hysterischer Melancholie und zögernder Monatreinigung dienlich, sonst auch im Husten, Erbrechen, in Augenentzündungen u.s.w.

Der Safran läßt sich schwer pülvern, mit Wasser so kräftig als mit Weingeist, am stärksten aber vom versüßten Salpetergeist ausziehen, und wird am besten in[352] Gläsern mit eingeriebenen Stöpseln aufbewahrt, aus denen man ihn mit einem Drathäkchen zieht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 352-353.
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