Gifthahnefuß

[358] Gifthahnefuß, Ranunculus sceleratus, L. [Flor. dan. Tab. 570.] mit länglichten Fruchtknoten und Blättern, wovon die untersten handförmig und die obersten fingerförmig sind, ein zwei Schuh hohes Sommergewächs in Wassergräben und Sümpfen, welches noch vor dem Frühling seine kleinen, blaßgelben Blumen zeigt.

Die Alten bedienten sich dieses gefährlich scharfen Krautes (hb. ranunculi palustris) äußerlich, frisch zerquetscht aufgelegt zur Zertheilung kropfartiger Drüsengeschwülste. Es zieht aber empfindlich schmerzende Blasen, welche in ein schwer heilendes Geschwür ausarten, und kann daher, wo ein künstliches revulsorisches Geschwür erforderlich ist, da es keine Harnbeschwerden verursacht, in einigen Fällen dem spanischen Fliegenpflaster vorgezogen werden.

Der beim Zerquetschen so wie der beim Kochen des frischen[358] Krautes aufsteigende Dunst ist höchst scharf, und erregt einen sehr heftigen Reiz in der Nase und den Augen, Zuckungen in den Augenmuskeln und Betäubung des Kopfes. Das davon destillirte Wasser ist daher sehr scharf, weil es den scharfen Stoff in Gestalt einer Art Salz mit herüber bringt, welches in einiger Zeit daraus anschießt, mit blaulichter Flamme verbrennlich, im Weingeist unauflöslich ist. Dieses scharfe Wasser reinigt die schwieligen alten Geschwüre, und könnte äußerlich zur Belebung todt scheinender Ohnmächtigen, und in starker Verdünnung dereinst vielleicht innerlich gegen krampfhafte Beschwerden hartnäckiger Art in behutsamen Händen dienlich werden.

Das rohe frische Kraut wirkt innerlich in sehr kleiner Menge schon giftartig und oft tödlich. Viel laues Wasser und Milch ist das Gegengift.

Die Fruchtknoten sind der schärfste Theil. Völlig getrocknet wird es ganz unkräftig, so wie durch langes Kochen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 358-359.
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