Grundheilvogelnest

[380] Grundheilvogelnest, Athamanta oreoselinum, L. [Zorn pl. med. Tab. 400.] mit nackten Samen und dreifach gefiederten Blättern, deren Blättchen dreispaltig, voneinander gesperrt, und ganz glattrandig sind, ein zwei Fuß hohes[380] perennirendes Gewächs an sonnichten Hügeln, welches im July und August weiß blüht.

Man braucht sowohl das Kraut, dessen Aufguß einen angenehmen Zitronengeruch hat, als auch die eiförmigen, platten, glatten, mit einem weißen Rande besetzten, mit einem stechenden Geruche und einem bitterlicharomatischen, pomeranzschalenähnlichen Geschmacke versehenen Samen, und die ähnlich riechende und schmeckende, mit einem zähen, bitterlichen, beißendaromatischen Milchsafte angefüllte, spindelförmige, oben mit Haarfasern, besetzte Wurzel (hb. sem. rad. oreoselini, apii montani). Die beißenden, fixern, gewürzhaften, bittern und adstringirenden Bestandtheile dieser mit Unrecht in Vergessenheit gerathenen Pflanze, lassen vermuthen, daß die von ihr gerühmten einschneidenden, auflösenden, Harn, Ausdünstung und Monatzeit befördernden, Blähung treibenden und Magen stärkenden Eigenschaften größtentheils ihren Grund haben werden. Das weinichte Extrakt der Wurzel soll diese Wirkungen vorzüglich äußern. Auch läßt man bei (rheumatischen?) Zahnschmerzen die Wurzel mit Nutzen kauen, oder läßt etliche Tropfen des durch trockne Destillation aus den Samen erhaltenen ätherisch bränzlichten Oels (denn bei der Destillation mit Wasser geht keins über) in den hohlen Zahn mit Erfolg tröpfeln. Die geistige, pimpinellartig schmeckende und riechende Essenz aus der Wurzel soll das Erbrechen von Krampf und von Trunkenheit wirksam stillen. Ob diese Pflanze die Gelbsucht vertreibe, das Gesicht schärfe, und den Brustschleim löse, ist noch näher zu untersuchen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 380-381.
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