Hermodatteln

[413] Hermodatteln, (Hermodactyli) sind taubeneigroße, breit gedrückt herzförmige, äußerlich röthlichweiße, inwendig weiße Wurzeln, welche ohne Geruch und von schleimicht süßlichem Geschmacke sind. Die den Hermodatteln von den Alten beigelegten Kräfte, die Gichtmaterie auszuführen,[413] und gelind zu purgiren, finden wir an den zu uns gebrachten nicht. Man hat sich immer gestritten, von welcher Pflanze diese Wurzel herrühre. Die Meisten nehmen ein gewisses, eben so wenig bekanntes, noch nicht im System aufgenommenes Colchicum illyricum [Lob. hist. 73. Tab. 73.] dafür an, aber mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit. Alle Wurzeln der Zwiebelgewächse sind getrocknet, im Aeußern runzlicht eingeschrumpft, inwendig dunkelfarbig und von hornartiger Substanz; aufgeweicht lassen sie sich wieder in ihre konzentrischen schalichten Schuppen auseinander blättern. Die Hermodatteln aber sind im Aeußern voll, inwendig von mehlichter, mürber, spröder, undurchsichtiger Substanz, und dünne Querschnitte zeigen ein solides, kompaktes Gewebe, dessen gröbere Fasern in gerader Linie queer durchlaufen von der einen breiten Fläche bis zur andern; eine Struktur, welche mit der der Wurzeln aus der Gattung Iris nicht unwahrscheinlich übereinkömmt; wie denn auch Amman zuerst die Hermodatteln von einer Iris tuberosa, folio anguloso, flore obscure viridi, welche Swert im florileg. abgebildet hat, herleitet. Ob diese die Iris tuberosa, L. [Regn. bot. Tab. 406.] sei, wie man gemeiniglich glaubte, ist wohl noch nicht ausgemacht.

Die Hermodatteln kommen aus Syrien über Smyrna und Aleppo, und sind, billig, fast ganz außer Gebrauche.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 413-414.
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