Ingwerimber

[444] Ingwerimber, Amomum zingiber, L. [Zorn pl. med. Tab. 401.] mit nacktem Blumenschafte, schmalen Blättern und eiförmiger Blüthenähre, ein drittehalb Schuh hohes, perennirendes, in Ostindien, in den westlichen Gegenden von Afrika, und auf den Antillen in feuchtem Boden gebautes Gewächs, welches daselbst im September blau blüht.

Seine knotige, knollig gegliederte, fingerförmig ästige, etwas zusammengedrückte, und geringelte Wurzel (rad. zingiberis) wird theils gewaschen, geschabt, und binnen 14 Tagen an der Luft getrocknet, von weißlicher oder strohgelber Farbe (weißer Ingwer, rad. zingib. albi), gutem, eignem Wohlgeruche und brennend aromatischem, anhaltendem Geschmacke, zu uns gebracht, oder noch mit ihrer Schale umkleidet (in Körben eingeschlossen, eine Viertelstunde in kochendem Wasser gebrüht und dann schnell getrocknet), von geringerm Geschmacke und Geruche, und innerlich und äußerlich von brauner Farbe und hornartiger Substanz (rad. zingiberis communis, vulgaris, nigri, susci, brauner Ingwer).

Ersterer ist zu arzneilichen Absichten vorzuziehn, obgleich mehr als noch einmal so theuer. Die weichen, leichten, holzigen, und wurmstichigen (die Löcher sind oft mit Kreide zugerieben) müssen verworfen werden.

Er ist ein erhitzendes, reitzendes Gewürz, welches man, zur Verminderung des Kneipens, Purgirmitteln, und, zur Vermeidung des Erbrechens, der Meerzwiebel zuzusetzen pflegt. Bei verschleimtem Magen und bei Blähungskoliken ist der Ingwer ein gutes Palliativ; man empfiehlt ihn im Kitzelhusten, bei erschlafftem Gaumenzäpfchen u.s.w. Unser trockner Ingwer enthält etwas (1/768 bis 1/128) gilbliches, stark riechendes, milde schmeckendes, im Wasser untersinkendes ätherisches Oel.

Der in Ostindien mit Zucker eingemachte Ingwer (rad. zingib. conditi), wozu daselbst die frischen jüngsten, dicksten, saftigsten, geschabten, und mehrmals in Wasser mazerirten Wurzeln genommen werden, ist ein sehr gutes Magenstärkendes Mittel; der hier zu Lande aus dem trocknen Ingwer bereitete ist dagegen nicht viel werth.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 444.
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