Judenkirschschlutte

[453] Judenkirschschlutte, Physalis alkekengi, L. [Zorn pl. med. Tab. 234.] mit zwei beisammen stehenden, glattrandigen, spitzen Blättern, und krautartigem, unten etwas ästigem Stengel, eine niedrige Pflanze mit perennirender Wurzel in Hecken an abhängigen, dumpfigen Orten, welche im Brachmonat weiß blüht.

Die zwischen September und Dezember reifende Beere (bacc. alkekengi, solani vesicarii, halicacabi) ist in eine aufgeblasene Fruchtdecke eingeschlossen, kirschengroß, karminroth, rund, von säuerlich süßem, etwas bitterlichem Geschmacke, der weit bittrer werden soll, wenn man beim Oeffnen der höchst bittern Fruchthülle die Beere mit dieser berührt. Man hat sie seit langen Zeiten als sehr harntreibend und schmerzstillend gerühmt, und auch in der Gicht gute Wirkung davon gesehn – acht bis zwölf Beeren oder eine Unze Saft davon auf einmal.

Die rundlichen, zusammengedrückten, runzlichten, schärflich bitterlich schmeckenden Samen darin (sem. Alkekengi) sollen nach der Meinung der Alten harntreibend seyn, stockendes Blut auflösen, in der Gelbsucht Dienste leisten und als Rauch Zahnschmerzen vertreiben.

Außer diesem wird nichts von dieser gewiß arzneilichen Pflanze gebraucht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 453.
Lizenz: