Karanne

[468] Karanne (Gummi Carannae), ein in Stücken mit Rohrblättern[468] umgeben, aus Neuspanien, von der Gegend um Karthagena zu uns gebrachtes Gummiharz, äußerlich von schwärzlicht grauer, innerlich von dunkelbrauner Farbe, im frischen Zustande dehnbar wie Pech, ohne sich jedoch anzuhängen oder zu zerfließen, von harzig bitterlichem Geschmacke, und vor sich von ammoniakgummiähnlichem, angezündet aber von durchdringend balsamischem Wohlgeruche.

Eine nicht so frische, ältere Sorte ist ganz hart, leicht zerreiblich, bricht in körnigen Stücken, und läßt sich unter den Zähnen wie zu Sande zerreiben, ohne zusammen zu backen. Diese ist gewöhnlicher, obgleich von ähnlichen Eigenschaften.

Es giebt auch noch hellfarbigere, durchsichtigere Sorten.

Wasser löset etwa 3/8, der Weingeist aber 3/4 davon auf. In der Destillation mit Wasser geht ein gelbes, bald roth werdendes, feines, ätherisches Oel über, von sehr starkem, gewürzhaftem Geruche und scharfem bitterm Geschmacke.

Man hat das Gummiharz äußerlich, zu Pflaster bereitet, als ein Schmerz stillendes, stärkendes, zertheilendes Mittel angewendet; zu gleicher Absicht als Räucherung.

Das Oel hat man für ein vortreffliches Nerven stärkendes Mittel, und vorzüglich gegen Mutterkrämpfe geachtet.

Die Verfälschung mit Geigenharz läßt sich durch den Geruch beim Anzünden wahrnehmen.

Es fließt aus einer noch unbekannten Art Palmen, von den Mexikanern Tlahueliloca Quahvitl genannt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 468-469.
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