Katzengamander

[477] Katzengamander, Teucrium Marum, L. [Zorn, pl. med. Tab. 60.] mit ganz glattrandigen, eiförmig spitzigen, gestielten Blättern, und einseitig blüthigen Blumentrauben, ein in Valencia in Spanien, auf der hierischen Insel Portecros, auf Kandien, in Syrien und Griechenland einheimisches, höchstens zwei Schuh hohes, in unsern Gewächshäusern einjähriges, im Mutterlande aber mehrjähriges Sträuchelchen, welches im August und September blaß purpurroth blüht.

Das Kraut (hb. mari veri, syriaci, cretici, cortusi), welches, vorzüglich wenn man die frischen Blätter quetscht, unter allen bekannten Gewächsen seines Gleichen nicht anstechend beißendem Geruche hat, besitzt einen sehr bittern, harzicht aromatischen Geschmack, giebt ein sehr stark riechendes Wasser und etwas äußerst geruchvolles, stechendes flüchtiges Oel, dem Löffelkrautöle ähnlich in der Destillation.

Die Katzen lieben es außerordentlich; man muß es beim Trocknen wohl vor ihnen verwahren.

Es ist ein ungemeines Nerven ermunterndes, und Lebenskraft erwechendes Mittel, welches, ohne das Blut in Wallung zu setzen, wie etwa andre Gewürze, in schlafsüchtiger Betäubung, in Asphyrien und Schlagflüssigkeit, in Erstickungen nach unterdrücktem Auswurfe, in Bleichsucht, so wie in mehrern von Schlaffheit und Trägheit der Faser entstehenden Krankheiten, wie die Alten beobachtet, im Scharbocke, Katarrhen und in der Wassersucht wirksame Dienste geleistet hat. Es verdient weit häufigere Anwendung.

Das Pulver ist ein starkes Niesmittel, und soll den verlornen Geruch wieder hergestellt haben.

Diese Pflanze verliert wenig Kräftiges durch behutsames Trocknen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 477.
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