Keller

[479] Keller sind gewöhnlich gewölbartig ausgemauerte Vertiefungen unter der Oberfläche der Erde zur Aufbewahrung solcher Dinge, welche durch trockne, warme Luft, so wie durch Frostkälte Schaden und Verderbniß leiden würden, und dagegen eine kalte Temperatur und etwas feuchte Luft zu ihrer Erhaltung brauchen, dahin gehören Salben, Oele, Fettigkeiten, Terbenthin, flüchtige Geister, mineralische Säuren und im Sande lebendig aufzubewahrende Wurzeln, z.B. Aronwurzel, Märrettigwurzel u.s.w. Ist der Keller von allem Moder- und Schimmelgeruche frei, so können auch destillirte Wässer, Weinessig, arzneiliche Sirupe, Konserven, und eingemachte Dinge darin aufgehoben werden, wiewohl man letztere Dinge, weil sie leicht einen Nebengeruch annehmen, lieber von jenen absondert, und in einem Gewölbe über der Erde, welches ganz trocken ist, und weder der Sonne, noch dem Froste Zugang verstattet, aufzubewahren pflegt. Tiefe Keller haben die sich Winter und Sommer gleichbleibende Temperatur der Erde von 81/4 Grad Reaum., und dienen daher zu Krystallisationen mancher Salze, die einige Kälte zum Anschusse erfordern, zu Gährungen, die langsam von statten gehen sollen, zur kalten Digestion der mit Weingeist gemischten Mineralsäuren, so wie überhaupt zu Arbeiten,[479] welche des Sommers bei Kälte vollführt werden müssen. Um das Wasser abzuhalten, werden die Steine zur Mauer des Kellers mit Traß (einer gepülverten vulkanischen Erdart, welche aus etwa 3/5 Kieselerde, 1/5 Thon und 1/5 Eisenerde besteht), mit der Hälfte oder zwei Dritteln Lederkalk vermischt, verbunden, oder auch mit zum Brei angefeuchtetem, gebranntem Gypse, nach dessen Trocknung die Fugen mit Oelfirniß getränkt werden. Vierkantige Steine geben die schmalsten Fugen, und diese widerstehen dem Eindringen des Wassers am besten. Bloße dunstartige Feuchtigkeit der Keller nehmen gut angebrachte Luftlöcher, welche einen kleinen Luftzug verstatten, oft hinweg, so wie zugleich die Neigung zum Modern und Schimmeln.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 479-480.
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