Kellerassel

[480] Kellerassel, Oniscus asellus, L. [Schaeff. Tab. 92.] Dieses gegliederte, vierzehnfüsige Insekt, unter dem Nahmen der Kellerwürmer (Millepedes, aselli) bekannt, ist eirund, hat zwei einfache Fühlhörner, und einen stumpfen, zweitheiligen Schwanz, lebt an kalten, feuchten dunkeln Orten, in Mauerritzen, vorzüglich alter Keller, im faulen Holze, unter Steinen und Bretern, krümmt sich bei der Berührung kuglicht wie eine Erbse zusammen, und hat einen geringen aber widrigen Modergeruch und einen salzhaften, ekelicht süßlichen Geschmack. Sie geben viel Limmoniaklaugensalz in der trocknen Destillation.

Die Alten gaben sie getrocknet, in Pulver zerrieben, wozu sie sie dadurch vorbereiteten (Millepedes praeparati, Millepedae praeparatae), daß sie die rohen lebendigen oder in weißem Weine abgewaschenen und getödteten Thierchen, in einem Gefäße eingeschlossen, über gelinder Wärme trockneten, oder lebendig in eine dünne Leinwand aufgehängt über dem Dunste heißen Weingeistes in verschlossenen Gefäßen tödteten, um sie so, wie man glaubte, desto zerreiblicher zu machen. Ob sie kuglicht zusammengeballt oder ausgestreckt, das ist, eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben, hiezu verwendet werden, scheint sehr gleichgültig; man zieht erstere gemeiniglich vor.

Die Neuern wenden öfterer die lebendig zerquetschten, und entweder mit Wein vermischten, oder roh ausgepreßten Kellerasseln zur Arznei an. Ein Loth giebt kaum ein Quentchen Saft.

Man hat ihnen ziemlich übertriebene Lobsprüche in allerlei Verschleimungen und Verstopfungen der Gefäße der Lungen, der Leber, der Nieren beigelegt, und sie äußerlich und innerlich bei Schlagflüssen, in der Bräune, bei Gesichtsblödigkeit, bei mancherlei schmerzhaften, gichtischen und scharbockigen Beschwerden, auch wohl in fressenden Geschwüren (ziemlich empirisch) gerühmt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 480.
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