Kellerhalsseidelbast

[481] Kellerhalsseidelbast, Daphne mezereum, L. [Zorn, pl. med. Tab. 3.] mit stiellosen zu drei beisammen, an der Seite der Stengel stehenden Blüthen, und kuglichten Beeren, ein etwa vier Fuß hoher Strauch des kältern Europa in erhabenen Gehegen auf sandigem Boden, welcher im März purpurfarbig blüht, noch ehe die Blätter erscheinen.

Die Alten bedienten sich des Bastes der äußerst brennend schmeckenden Rinde zu Haarseilen, vorzüglich in den Ohrläppchen, gegen Augenentzündungen; auch die Wurzelzasern nahm man hiezu. Sie kannten keinen weitern Gebrauch der Rinde (Cort. Mezerei) als den des Pulvers zu einem (höchst gefährlichen) Purgiermittel. Die Neuern fingen an, den Absud davon gegen die vom Misbrauche des Quecksilbers nachbleibenden nächtlichen Schmerzen (besonders die in Beinhautgeschwülsten) und die eben daher rührenden Geschwüre mit großem Nutzen zu gebrauchen, so wie die frische oder eingeweichte trockne Rinde äußerlich als ein entzündendes, ableitendes Mittel (Exutorium) statt des Bois de Garou von dem Beinblattseidelbast aufzulegen, mit gleichem Erfolge.

Die im Heumonat reifenden, dunkelrothen, trocknen Beeren (baccae coccognidii, grana cnidia) sind von der Größe einer Erbse, und enthalten einen runden Kern mit einem ölichten weißen Marke von Anfangs mildem, dann fressend brennendem Geschmacke. Die Zeiten sind vorbei, wo man zwei bis drei solcher Körner als ein drastisches Purgirmittel eingab, oft mit Verlust des Lebens.

Schleime, Opiate und Milch in Menge sind Gegengifte.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 481.
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