Kochsalz

[494] Kochsalz (Sal culinare, commune, fontanum, eigentlich Sodakochsalz). Ein bekanntes Salz unsrer Küchen von reinsalzigem Geschmacke, welches außer der eignen Kochsalzsäure aus etwa der Hälfte mineralischem Laugensalze und 6/100 bis 17/100 Krystallisationswasser besteht, bei mittlerer Temperatur 214/17 beim Siedepunkte des Wasser aber 213/17 Theile Wasser zur Auflösung erfordert, in Würfeln, aus hohlen Pyramiden zusammengesetzt, krystallisirt, im Feuer seines Anschießwassers beraubt in kleine Theile zerspringt und verknistert, und bei stärkerm in glühenden Fluß geräth, wobei es unzersetzt verfliegt.

Man erhält es entweder schon fertig als Steinsalz (Sal gemmae) in großen durchsichtigen Massen aus der Erde, z.E. in Siebenbürgen, Ungarn, Pohlen und England, oder man scheidet es aus salzigen Wässern, aus dem Meerwasser (Boisalz) oder aus den Salzsolen vieler Länder (gemeines Küchensalz) durch gelinde Abdampfung.

Als Arzneimittel reitzt und erhitzt es; selten ist sein Gebrauch, und fast blos bei Verstärkung ausleerender Klystire.

Sein pharmaceutischer Gebrauch ist weit häufiger, nämlich zur Bereitung aller der Salze, zu deren Mischung Kochsalzsäure gehört, und der Kochsalzsäure selbst, so wie zur Bereitung aller der Salze, zu deren Mischung Minerallaugensalz gehört, und des Minerallaugensalzes selbst. Man bedient sich desselben zum Einsalzen der aufzubewahrenden Rosenblätter, und um dem Wasser, womit geruchvolle Pflanzen destillirt werden sollen, die Fähigkeit zu geben, eine größere, über den gewöhnlichen Siedepunkt des Wassers steigende Hitze anzunehmen, damit auch die schwerern ätherischen Oele übergetrieben werden können; zur starken Abkältung einiger Flüssigkeiten, mit Schnee oder gepülvertem Eise gemischt u.s.w.

Das verknisterte oder verprasselte Kochsalz (Sal comm. decrepitatum) entsteht, wenn man in[494] einen, zwischen Kohlen glühenden Schmelztiegel einen Löffel voll Kochsalz wirft, ihn sogleich mit einer Stürze bedeckt, und wenn das Prasseln vorüber ist, mit dem Eintragen fortfährt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 494-495.
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