Koloquintkukumer

[501] Koloquintkukumer, Cucumis colocynthis, L. [Zorn, pl. med. Tab. 478.] mit vielspaltigen Blättern und kuglichten glatten Aepfeln, ein kriechendes, jähriges Gewächs, in der Levante und in Ostindien einheimisch; es blüht im August.

Die Früchte (poma colocynthidum, colocynthides) kommen trocken zu uns aus Aleppo von ihrer grüngelben Schale entblößt, in der Größe eines Hünereies von weißlicher Farbe, äußerlich lederartig, inwendig schwammicht, leicht, weich, von süßlicht ekelhaftem, geringem Geruche und äußerst bitterm, widrigem Geschmacke, mit vielen harten, bräunlichen, glatten, länglichtrunden, platten Samenkernen (sem. colocynthidum) angefüllt.

Das Mark der Koloquinten (pulpa colocynthidum) ist ein sehr wirksames, ohne große Vorsicht[501] allzu heftiges Purgirmittel oft schon zu ein Paar Gran. (Es läßt sich äußerst schwer pülvern.) Sicherer ist das wässerige, sehr schleimige Extrakt, wovon man 3/8 des Markes erhält. Blos bei phlegmatischen Körpern und bei Reitzlosigkeit ist es zulässig, und auch da nur in der Hand des Arztes.

Es ist wurmtödtend (und purgirend) auch im äußern Gebrauche auf den Unterleib. Man hüte sich, es zum Kinderabtreiben misbrauchen zu lassen.

Die geistige Tinktur scheint viel gegen Gicht und Rheumatismen, vorzüglich gegen die nächtlichen Schmerzen vom Misbrauch des Quecksilbers und die chronischen Uebel von trägem Blutlaufe zu leisten. In Katarrhen und äußerlich für taube Ohren verordneten sie die Alten.

Die wohl abgewaschenen Samen enthalten ein blos ölichtes, süßes Mark, und weiter keine andern Arzneikräfte, ob man sie gleich ehedem in der Gelbsucht und gegen Wechselfieber anprieß.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 501-502.
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