Kontrayerve

[504] Kontrayerve ist eine an den Seiten und unten mit vielen laugen, dünnen, ästigen, knotigen Fasern besetzte, halbzolldicke und einen bis zwei Zoll lange, äußerlich rothbraune, innerlich weiße oder gelbliche, feste Wurzel (rad. contrajervae, contrayervae, officinalis, peruv.), die, wenn sie nicht alt, von starkem, duftendem Geruche und bitterlichem und reitzendem, erhitzendem Geschmacke ist, und viel Schleim, aber gar nichts abstringirendes zeigt. Ihre Eigenschaft, die Kräfte zu erheben, den Blutlauf zu beleben, und die Hautgefäße zu öfnen, zeigt sie vorzüglich in Faul- und Nervenfiebern, so wie bei zurückgetriebnen, zögernden Ausschlägen; doch muß sie in dieses Tugend der Virginienhohlwurzel nachstehen, und sie gegen[504] alle Gifte zu preisen, war ein Wahn der Alten. Durch Kochen verfliegen ihre Kräfte. Sie wird am besten ungepülvert in verstopften gläsernen Flaschen aufbewahrt.

Sie rührt von zwei perennirenden Pflanzen ohne Unterschied her, der

Dorstenia Drakena, L. [Houston, Ph. Trans. Vol. 37. Fig. 1.] mit unmittelbar aus der Wurzel entspringenden Blumenschäften, handförmig in Queerstücke zertheilten, glattrandigen Blättern, und viereckigen Blumenboden, welche an erhabnen Orten bei Veracrux in Neuspanien wächst, und der

Dorstenia Houstoni, L. [Houston, Ph. Trans. Vol. 37. Fig. 2.] mit aus der Wurzel entspringenden Blumenschäften, herzförmigen, eckigen spitzigen Blättern und viereckigen Blumenboden, welche an felsichten Orten bei Campesche wächst.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 504-505.
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