Kräutersalze, Tachenische

[510] Kräutersalze, Tachenische (Sales herbarum Tachenii). Diese unterscheiden sich von den gewöhnlichen Kräutersalzen erstens dadurch, daß sie von einer einzeln benannten Pflanze, z.B. Rosmarinkraut, verfertigt werden, zweitens[510] durch ihre Natur, da das Laugensalz darin etwas mehr mit Luftsäure gesättigt ist. Zu dieser Absicht nimmt man nach Otto Tachen's Vorschrift das bestimmte Kraut, drückt es in eine große eiserne Pfanne, die man mit einer schweren Stürze bedeckt, bringt sie ins Glühen, thut, wenn die Pflanze (ohne mit Flamme zu verbrennen) verkohlt worden, frische hinzu, bedeckt die Pfanne und fährt so fort bis man von der bestimmten Pflanze Kohle genug hat, da man dann den Deckel beiseite legt, und die Kohlen in der weißglühenden Pfanne unter stetem Umrühren, so jedoch, daß keine Flamme entsteht, durchaus zur weißen Asche ausglimmen und endlich zu einer festen salinischen Masse werden läßt, die man mit einem sechsfachen Gewicht Regenwasser durch Kochen auslaugt. Die hellfiltrirte Lauge wird bis zur Trockenheit eingedickt, das eingedickte bräunliche Salz aber in einem weißglühenden Tiegel zum Fluß gebracht, und auf einer blanken kupfernen Platte in Täfelchen ausgegossen, zur Verwahrung in verstopften Gläsern.

Da dieses mühsam, oft aus theuern Pflanzen ehe dem bereitete Salz von einer guten alten Potasche nicht verschieden ist, weder dem Wesen, noch der Wirkung nach, so wird seine Verfertigung mit Recht jetzt ganz unterlassen.

Einige löseten dieses geschmolzene Salz wieder auf, filtrirten die Lauge, inspissirten sie bis zum Häutchen, und setzten sie an einen stillen Ort zur allmähligen Krystallisation hin, wo sie ein, größtentheils nur aus Vitriolweinstein bestehendes, Salz erhielten, und für das Tachenische Salz der benannten Pflanze verkauften. Jetzt zwingt man den Apotheker nicht mehr, seine edle Zeit so zu verschwenden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 510-511.
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