Opuntienkaktus

[173] Opuntienkaktus, Cactus Opuntia, L. [Knorr. del. Hort. l. Tab. F.a.] von locker in den Gelenken zusammenhängenden, sprossenden, eirunden Gliedern mit borstenförmigen Stacheln besetzt, ein außer Westindien auch im südlichen Europa, selbst in der Schweitz einheimisches, perennirendes Gewächs, welches das trockenste Erdreich liebt, und dessen jedes Glied, in die Erde gesteckt, wurzelt, und zu einer neuen Pflanze emporwächst.

Die Glieder oder Blätter (Opuntiae Folia) bekommen zuweilen eine Länge von zwölf Zoll, und eine Breite von sechs Zoll, und werden[173] fast einen Daumen dick. Sie enthalten unter einer zähen Oberhaut, ein wässeriges, schleimiges Fleisch von fade süßlichtem Geschmacke. In ihrem Vaterlande werden sie über Feuer erweicht, in der Mitten durchgeschnitten, und mit der feuchten Seite auf allerlei entzündete und schmerzhafte Stellen des Körpers aufgelegt, beim Seitenstich, der Ruhr mit Entzündung der Eingeweide, auf rheumatische und gichtische Glieder, u.s.w. Auch für wundheilend hat man ihre Auflegung ausgegeben. Der Genuß der birnförmigen Frucht soll, wenigstens in Amerika, den Harn roth färben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 173-174.
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