Palmöl

[180] Palmöl (Oleum palmae, Oleum de Senega). Obgleich aus den Kernen der Früchte mehrerer palmenartigen Bäume Oele dieser Art gewonnen werden, z.B. aus denen der Elaeis Guineensis, L. [Jacq. stirp. amer. pict. tab. 257.] und mehrerer im Systeme noch nicht genau geordneten ähnlichen Bäume, selbst denen der Dattelpalme, so ist es doch gewiß, daß das unter uns bekannte Palmöl größtentheils ein wahres Kokosnußöl (Ol. Calippi?) ist aus dem Kerne der überreifen Früchte der Cocos nucifera L. [Iacqu. stirp. amer. pict. tab. 253.] ohne Stacheln, mit gefiederten Blättern, deren Blättchen zurückgeschlagen und schwerdförmig sind, und mit an beiden Enden genabelten Früchten, eines fast in allen Welttheilen, zwischen den Wendezirkeln wohnenden, sehr hohen, ein ansehnliches Alter erreichenden Gewächses. Aus diesem fettigen Kerne (zu welchem der in den weniger reifen Kokosnüssen vorhandne süße Saft, die Kokosmilch, mit der Zeit verhärtet) wird ein farbloses, geruch- und geschmackloses, dünnes, dem Mandelöle ähnliches, in unsern Gegenden aber nicht bekanntes, eben nicht haltbares, und weniger geschätztes Oel durch Auskochen, ein vorzüglicheres aber, das eigentliche Palmöl unsrer Apotheken durch Auspressen gewonnen. Dieses ist in frischem Zustande von salbenartiger Konsistenz, pomeranzgelber Farbe, süßlichtem Geschmacke, und einem der Wurzel des Florentinerschwertels ähnelnden Geruche.

Seine seltne Anwendung ist, äußerlich eingerieben, zur Linderung der Frostbeulen, zur Vertheilung gichtischer Knoten, und Erweichung verhärteter Theile, worin es jedoch nichts vor andern Fetten voraus zu haben scheint. Empfehlenswerther ist sein Gebrauch zu anatomischen Einspritzungen, entweder vor sich in der Wärme flüssig gemacht, oder mit einem Drittel Wachs versetzt. Man bringt es aus Afrika und dem südlichen Jamaika.

Bei guter Aufbewahrung im Kalten und in verschlossenen Gefäßen erhält es sich viele Jahre frisch und frei von Ranzigkeit; im gegenseitigen Falle verliert es seinen guten Geruch und wird weiß.

Es ist selten ächt; oft erhält man dafür ein künstliches Gemisch aus Baumöl und Wachs, oder aus Schweinefett und Hammeltalg zusammengesetzt, dem man die Farbe mit Kurkume, und den Geruch mit der Wurzel des Florentinerschwertels gegeben. Ein solches löset sich nicht, wie das ächte Palmöl, hell in Vitrioläther auf, sondern bildet ein dickes, undurchsichtiges Gemisch. Das ächte verliert, an die Luft gestellt, bald seine gelbe Farbe, welches bei einem solchen nachgekünstelten nicht geschieht. Wenn das ächte an der Luft seine Farbe verloren hat, soll es wieder gelb werden, wenn man es über Feuer geschmolzen hat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 180.
Lizenz: