Rapunzelglockblume

[32] Rapunzelglockblume, Campanula Rapunculus, L. [Flor. dan. tab. 855] mit glatten, schmalen, wellenförmigen Blättern, wovon die[32] Wurzelblätter ovallanzettförmig sind, und mit gedrängter Blumenrispe, ein etwa zwei Fuß hohes zweijähriges Kraut, an den Dämmen der Gräben, und an ungebauten, schattichten Grasplätzen, wo sie im Heu- und Brachmonat kleine theils blaue, theils weiße Blumen trägt.

Die Wurzel (Rad. Rapunculi esculenti) dieses milchenden, haarichten Krauts mit eckigen Stengeln, ist lang, eines kleinen Fingers dick, weiß und von süßem Geschmacke. Gewöhnlich wird sie in Gärten theils aus dem Samen, theils durch gesteckte Schnittlinge der Wurzel gezogen; im Herbste herausgenommen, im Keller aufbewahrt, und den Winter über entweder roh, oder gesotten mit Essig und Oel als ein Sallat genossen, dem man Milch vermehrende, Magen verbessernde, (eröfnende und Harn treibende?) Wirkungen zuschreibt. Einige haben den ausgepreßten Saft in Wassersucht und Engbrüstigkeit (mit Recht?) empfohlen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 32-33.
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