Rautenharmel

[36] Rautenharmel, Peganum Harmala, L. [Gisek Ic. fasc. I. No. II.] mit vieltheiligen Blättern, ein etwa Fuß hohes Bäumchen in sandigem Boden des südlichen Europa, in der Levante und in Sibirien, welches große weiße Blumen trägt.

Die in der runden, dreikantigen Kapsel befindlichen kleinen, eckigen, schwärzlichten Samen (Sem. Harmalae) werden in den Morgenländern genossen, um sich einen angenehmen Rausch zu erregen, in welchem an die Stelle des Grams angenehme Bilder treten. Man preist sie daher auch in der Melancholie, vermuthlich aber nur als ein Palliativmittel, an, wozu man funfzehn Gran Samen mit Wasser zu einer Emulsion macht; eine vermuthlich allzu starke Gabe. In der Fallsucht hat man sie ungemein gepriesen. Die dunkelgrünen, fleischigen, dicken Blätter (Fol. Harmalae) haben einen schleimig bittern Geschmack und einen widrigen Geruch und sollen ähnliche Dienste leisten. Die Wirkung beider dauert kaum 24 Stunden, sie sind genauer Versuche werth.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 36.
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